Thromboserisiko Antibabypille

Die Pille ist das meistgenutzte Verhütungsmittel in Deutschland und bei vielen Frauen und Mädchen beliebt. Das liegt vor allem daran, dass sie bei richtiger Anwendung ein vergleichsweise einfach anzuwendendes und sicheres Verhütungsmittel ist.

Risiken der Pille

Allerdings bringt die Einnahme der Pille auch Risiken mit sich: Sie erhöht unter Anderem das Thromboserisiko. Eine Thrombose beschreibt den Verschluss eines Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel, oft in den Beinen. Wenn sich das Blutgerinnsel löst und weggeschwemmt wird, kann es zu einer Lungenembolie führen. Dabei verstopft ein Blutgefäß der Lunge teilweise oder vollständig. Die Embolie äußert sich akut in Luftnot, Schmerzen beim Atmen, Herzrasen oder auch plötzlicher Bewusstlosigkeit und kann zu Folgeerkrankungen führen. Schwere Formen der Lungenembolie können Lunge und Herz dauerhaft schädigen oder tödlich sein.

Dieses Thromboserisiko wird durch individuelle körperliche Faktoren und Verhaltensweisen wie Übergewicht, Rauchen, ein Alter über 35 Jahren oder eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum erhöht. Doch auch die Zusammensetzung des Pillenpräparats kann das Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln beeinflussen.

Antibabypille: Präparate im Überblick

Insgesamt gibt es vier Generationen der Antibabypille. Sie alle enthalten die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen, unterscheiden sich allerdings in den Dosierungen und Kombinationen. Ein reines Gestagenpräparat ist die Minipille.

In den Pillenpräparaten der ersten Generationen sind die Gestagene Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat enthalten. Die neuen Generationen enthalten z.B. die Gestagene Drospirenon, Gestoden, Desogestrel.

Das klingt jetzt erst einmal alles nach sehr viel Chemie, doch die Zusammensetzung macht tatsächlich einen wichtigen Unterschied. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich bei Präparaten der dritten und vierten Generation das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien gegenüber älteren Generationen verdoppelt. Insgesamt ist das Risiko für das Auftreten von Blutgerinnseln zwar gering*, es kann jedoch schwere gesundheitliche Folgen haben und sogar tödlich sein.

Thromboserisiko senken

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt, dass vor allem jungen Frauen Präparate mit einem geringen Risiko für Thrombose und Embolien verschrieben werden sollen. Da die meisten Mädchen und Frauen nicht gezielt nach Präparaten fragen, ist hierbei die Beratung des Arztes besonders wichtig. Er oder sie muss auch auf die allgemeinen Risiken hinweisen, von denen die Anwenderinnen oft gar nichts wissen.

In den letzten zwei Jahren ist zwar ein Rückgang bei den Verschreibungen der neuen Generationen an Frauen unter 20 Jahren zu erkennen, doch sie werden nach Einschätzungen von Experten immer noch zu häufig verschrieben. Außerdem ist die Zahl der Verordnungen von neuen Antibabypillen gestiegen, bei denen die langfristigen Risiken noch unklar sind. Dazu zählen Präparate, in denen die Gestagene Chlormadinon, Dienogest und Nomegestrol eingesetzt werden.

Zusammensetzung der Pille: Worauf muss ich achten?

Dass die risikoreichen Präparate so oft verschrieben werden, hängt auch damit zusammen, dass viele Pharmafirmen ihre Präparate wie Lifestyleprodukte bewerben und Zusatznutzen wie schönere Haut und Haare oder weniger Gewichtszunahme versprechen. Das spricht viele Konsumentinnen an, obwohl der Zusatznutzen meist nicht ausreichend belegt ist und die Pille nicht aus kosmetischen Gründen verschrieben werden darf.

Wenn du dir die Pille verschreiben lassen möchtest oder sie bereits einnimmst, solltest du im Gespräch mit deinem Frauenarzt beziehungsweise deiner Frauenärztin klären, welche Gestagene in deinem Pillenpräparat enthalten sind und kannst gezielt nach dem Thromboserisiko fragen.

 

* Pro Jahr treten Blutgerinnsel in den Venen bei 5-7 von 10.000 Frauen auf. Bei den neueren Generationen sind es 9-12 von 10.000 Frauen.