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Wir haben uns mit Daniel zum Interview getroffen. Daniel ist ist 19 und trinkt gar nichts mehr. Er hat ein Alkoholproblem. Wie es dazu kommen konnte und wie er jetzt damit umgeht, erzählt er euch hier.

Daniel, wir haben uns über die Suchtberatung kennengelernt, klingt ja nicht so gut…

Mmmmh, ja, toll, oder? 19 und schon ein Alkoholproblem. Naja, andere raffen erst mit 60, dass in ihrem Leben was falsch gelaufen ist. Da habe ich ja noch mal Glück gehabt. So gesehen.

Was ist denn falsch gelaufen bei dir?

Puh, wo soll ich anfangen?

Wann hast du dein erstes Bier getrunken?

Gar nicht so früh. Mit 17, hat nicht einmal besonders gut geschmeckt. Am Anfang musste ich mich richtig zusammenreißen, um es runterzukriegen. Ich bin sonst eher so der Cola-Typ. Das war dann auch das Problem, Coke-Mix-Getränke. Damit habe ich dann aber erst ein paar Monate später angefangen, als ich mich verknallt hatte.

Hat sie denn viel getrunken?

Ne, darum ging es auch gar nicht. Ich war einfach nur zu feige, sie anzusprechen. Jessica. Echt der Hammer. Das finde ich immer noch. Ich brauchte ein paar Drinks, um auch nur in ihre Richtung lächeln zu können, obwohl sie auf meiner Schule war, zwei Klassen unter mir.

Was ist dann passiert?

Wir sind tatsächlich zusammengekommen. Ich habe mich gefühlt wie im Paradies, aber sie hatte bald keinen Bock mehr auf mich, weil ich es so gewohnt war, mich am Wochenende zu besaufen, dass ich damit nicht aufhören wollte. Und das fand sie ätzend.

Sie hat Schluss gemacht, weil du soviel getrunken hast?

Jip, toll gemacht, was? Dann habe ich natürlich noch mehr gesoffen. Freitag und Samstag war ich immer komplett dicht.

Was haben deine Eltern dazu gesagt?

Na, dass ich nicht soviel trinken soll. Aber sie waren eh immer im Bett, wenn ich nach Hause kam.

Wie lange ging das so?

Anderthalb Jahre vielleicht. Zuletzt war ich donnerstags immer schon ganz nervös und konnte es kaum aushalten, bis endlich Freitag war und ich trinken konnte. Wenigstens habe ich das mit der Schule noch ganz gut hingekriegt.

Du hast dann aber begriffen, dass es so nicht weitergeht?

Zwangsweise sozusagen. Ich bin am Samstag mit meinen Freunden losgezogen, und Montag im Krankenhaus aufgewacht.

Montag?

Ja, ich hatte soviel Stoff im Blut, dass ich ins Koma gefallen bin. Ich bin echt so sorry für meine Eltern. Das muss richtig hart für sie gewesen sein. Naja, ich habe ja nichts davon mitbekommen. Ich bin wach geworden, und der Arzt sagte, hör auf, oder du säufst dich tot. Der hat das echt so gesagt, und das hat mir Angst gemacht.

Trinkst du jetzt gar nichts mehr?

Ne, ich kann damit einfach nicht umgehen. Ein Bier oder so geht nicht. Ich habe echt Schiss. Ich meine, mein Gehirn hätte Schaden nehmen können und so. Deswegen gehe ich auch zur Suchtberatung. Die geben mir Tipps, was ich machen soll, wenn ich auf eine Geburtstagsparty gehe und so. Nächsten Monat fange ich auch eine Therapie wegen meines Alkoholproblems an, weil ich immer noch nicht begriffen habe, wieso ich so eine Scheiße gebaut habe. Ich meine, feiern hätte doch gereicht. Ich kapiere nicht, wieso das alles so heftig geworden ist.

Wie haben denn deine Freunde reagiert?

Ein paar waren echt geschockt. Einer trinkt jetzt selbst kaum noch was. Aber andere haben auch Sachen gesagt wie „Du warst lustiger, als du noch gesoffen hast“. Vollidioten, echt. Die saufen selbst zuviel, deswegen sind die so ätzend drauf.

Hast du nochmal mit Jessica gesprochen?

Schon, aber da läuft nichts mehr. Sie hat einen neuen Freund. Das habe ich richtig versaut.

Wie siehst du deine Zukunft?

Ich bin jetzt mit der Schule fertig und will neu anfangen, studieren. Und ich werde allen sagen, dass ich nichts trinke, weil ich mich mal fast totgesoffen habe. Das habe ich mir vorgenommen. Dann wissen alle direkt, woran sie sind.

Daniel, du hast sehr gezögert, bevor du zugesagt hast, dass wir dich interviewen dürfen. Warum eigentlich?

Mir ist das peinlich. Wie konnte ich nur so bescheuert sein? Aber vielleicht denken ja ein paar Leute nach, wenn sie das lesen. Das fände ich schon gut.

 

 

Ihr seid selbst betroffen oder kennt jemanden in eurem Umfeld mit einem Alkoholproblem? Hier könnt ihr euch informieren und Beratungsstellen in eurer Nähe finden.