Auf ihrem Blog pepmeup.org teilt Steffi ihre Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist kein Zufall, denn am 14. November wurde Frederick G. Banting geboren. Er entdeckte Insulin, ein lebenswichtiges Hormon, von dem im Körper der Diabetespatienten zu wenig produziert wird. Von der sogenannten Zuckerkrankheit sind auch in Deutschland mehrere Millionen Menschen betroffen. Doch Diabetes ist nicht gleich Diabetes. Die meisten Betroffenen haben Diabetes Typ 2. Das ist eine Zivilisationskrankheit, die sich durch verschiedene Faktoren wie beispielsweise einen langfristig ungesunden Lebensstil entwickeln, aber auch genetisch bedingt auftreten kann. Bei Diabetes Typ 1 ist das anders. Dabei handelt es sich nämlich um eine Autoimmunerkrankung, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen auftritt und ihr Leben plötzlich auf den Kopf stellt. Sie müssen ihre Blutzuckerwerte ein Leben lang überprüfen und sich regelmäßig Insulin spritzen, um den Mangel auszugleichen.

Wie lebt es sich mit Diabetes Typ 1? Bloggerin Steffi (27 Jahre) hat uns ihre Geschichte erzählt.

vigozone: Wie hast du von deiner Diabeteserkrankung erfahren?

Steffi: Meine Diabetesgeschichte begann schleichend. Über Monate hinweg wurde ich immer schlapper, war andauernd krank und ging oft zum Arzt. Doch niemand wusste, was los war. Irgendwann kam der Durst. Obwohl ich zu dieser Zeit mehr als 10 Liter am Tag getrunken habe, war mein Durst kaum auszuhalten. Dann kam ich auf die Idee, meine Symptome zu googeln. Am nächsten Tag ging ich erneut zum Arzt und der machte es offiziell: Ich habe Diabetes Typ 1.

vigozone: Was hat sich seit der Diagnose für dich verändert?

Steffi: In den ersten Jahren hat sich für mich zunächst nicht allzu viel verändert. Denn ich wollte unbedingt, dass alles beim Alten bleibt. Ich war damals 17 Jahre alt und meine Selbstständigkeit und mein Selbstbild als Powerfrau waren mir extrem wichtig. Ich wollte nicht, dass der Diabetes als Schwäche gesehen werden könnte. Deshalb tat ich so, als sei meine Krankheit keine große Sache. Zwar spritzte ich immer mein Insulin, allerdings habe ich viel zu selten meinen Blutzucker gemessen und alles auf die leichte Schulter genommen. Im Hinterkopf wusste ich natürlich, dass ich mir damit nicht guttue. Doch das Eingeständnis, dass Diabetes sehr wohl Energie und Nerven kostet, fiel mir am Anfang schwer.

vigozone: Wie hast du gelernt, deinen Diabetes zu akzeptieren?

Steffi: Jahrelang fühlte ich mich sehr allein mit meinem Diabetes. Erst als ich meinen Weg in die Diabetes Online Community fand, hat sich für mich alles verändert. Ob auf Facebook, Instagram, Youtube oder Blogs: Hier waren plötzlich Tausende andere Menschen mit Diabetes, die ganz genau wussten, was ich durchmachte. Das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, war unbeschreiblich. Ich wollte unbedingt Teil dieser Diabetes Online Community sein und meinen Teil beitragen. Deshalb begann ich meinen Blog www.pepmeup.org!

vigozone: Wie sieht dein Alltag mit Diabetes aus?

Steffi: Mittlerweile hat sich in der Diabetestherapie viel verändert und vor allem die Technik spielt bei mir heute eine große Rolle. Ich trage einen CGM-Sensor, der kontinuierlich meinen Glukosespiegel misst und mich bei zu hohen oder zu niedrigen Werten warnt. Das ist vor allem in der Nacht eine große Erleichterung. Außerdem trage ich eine Insulinpumpe, die auch vieles vereinfacht. Aber machen wir uns nichts vor: Trotz der neuesten Technik kostet Diabetes viel Zeit und Energie. Es ist manchmal nicht leicht, die Motivation aufrechtzuerhalten. Dennoch kann ich ein glückliches und selbstbestimmtes Leben führen. Meine große Leidenschaft ist das Reisen. Im letzten Winter bin ich vier Monate lang durch Südostasien gereist und hatte eine tolle Zeit dort – auch mit Diabetes im Gepäck.

vigozone: Hat Diabetes einen Einfluss auf deine Ausbildung oder deinen Job (gehabt)?

Steffi: Der Diabetes spielt zwar immer eine gewisse Rolle, aber meine Berufswahl hat er glücklicherweise nicht beeinflusst. Ich arbeite im Marketing und Fundraising für eine internationale Hilfsorganisation. Meine Kolleginnen und Kollegen im Büro wissen bestens Bescheid. Sie wundern sich nicht, wenn im Meeting eines meiner Geräte piepst und ich mit einem Trinkpäckchen meine Unterzuckerung behandle. Und auch im Bürokühlschrank liegt eine Ampulle Insulin für den Notfall. Aber ich bin beruflich auch oft unterwegs: Meist reise ich innerhalb von Deutschland, aber im letzten Jahr konnte ich nach Uganda reisen und dort Gesundheitsstationen für Geflüchtete besuchen. Die Hitze dort war schon eine Herausforderung. Insulin darf nämlich nicht zu warm werden, ansonsten kann es seine Wirkung verlieren. Vor allem aber zeigte mir die Reise, wie gut wir hier in Deutschland versorgt sind und wie wichtig es ist, sich für andere Menschen einzusetzen, die eben keinen solchen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

vigozone: Diabetes spielt auf deinem eigenen Blog eine große Rolle. Hilft dir der Austausch mit anderen, mit der Krankheit umzugehen?

Steffi: Mir hilft der Austausch mit anderen Diabeteserkrankten ungemein. Egal wie sehr man sich anstrengt, alles richtig zu machen, es werden immer mal wieder Tage mit schlechten Blutzuckerwerten vorkommen. Das ist kein persönliches Versagen, sondern einfach Teil des Lebens mit Diabetes! Mit dieser Erkenntnis ging es mir gleich viel besser. Vor wenigen Wochen wurden bei mir erste Folgeschäden an den Nerven festgestellt. Das war ein absoluter Schock – damit hatte ich nicht gerechnet. Ich habe mich sofort an die Diabetes Online Community gewandt und dort unglaublich viel Unterstützung gefunden. Das Beste daran: Diese Menschen verstehen genau, wie ich mich fühle. Ich bin nicht allein!

vigozone: Vielen Dank Steffi, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir für deine Zukunft alles Gute.

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