Kaufsucht: Macht Shopping süchtig?

Die einen lieben es, die anderen hassen es: Beim Thema Shopping gehen die Meinungen auseinander. Doch was für die meisten entweder ein Hobby oder aber die lästige und gleichzeitig notwendige Investition in neue Dinge ist, kann Menschen auch krank machen. Diagnose: Kaufsucht!

Was bedeutet es, kaufsüchtig zu sein?

Von einer Kaufsucht spricht man dann, wenn Shopping zum Zwang wird. Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff: Oniomanie. Neben Spielsucht und Bulimie ist Kaufsucht eine der häufigsten Formen der Verhaltenssucht. Das Krankheitsbild ist keine neumodische Erscheinung, sondern schon seit über 100 Jahren bekannt. Allerdings sind von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen betroffen. Darunter sind Personen jeder Altersklasse und sozialen Schicht. Menschen zwischen 20 und 30 sind jedoch besonders anfällig. Bei den Betroffenen handelt es sich etwa zu 60 % um Frauen und zu 40 % um Männer. Die steigende Zahl der Kaufsüchtigen wird auch durch äußere Faktoren beeinflusst. Dazu zählt, dass Shopping öffentlich als Hobby akzeptiert wird und Werbung über verschiedenste Kanäle online sowie offline quasi immer präsent ist. Zudem machen Online-Shops sowie bargeldloses Bezahlen den Einkauf noch unkomplizierter.

Kaufsucht behandeln

Gründe für zwanghaftes Shopping

Das Suchtverhalten geht bei vielen Betroffenen auf psychische Probleme wie Angststörungen, Depressionen oder Zwänge zurück. Auch Einsamkeit kann ein Auslöser sein. Häufig beginnt die Kaufsucht schleichend mit gelegentlichen Frustkäufen und entwickelt sich dann zu einem wiederkehrenden Zwang. Kaufsüchtige haben meistens eine Vorliebe für bestimmte Objekte oder Verhaltensweisen. Manche kaufen vor allem Schuhe, andere kaufen alles, was im Sonderangebot ist. Kaufsüchtige kaufen nicht, weil sie die Waren benötigen. Das Glücksgefühl des Kaufrausches überdeckt vielmehr kurzzeitig die Sorgen und Ängste des Alltags. Doch dieser Rausch ist schon nach dem Bezahlen wieder vorbei und die negativen Gefühle flammen erneut auf. Und das ist nicht alles: Dazu kommt mit der Zeit die Scham über die eigene Schwäche und das unnötige Geldausgeben. Um diesen Gefühlen zu entgehen, steigern sie ihre Dosis. Das bedeutet, sie kaufen immer mehr und immer häufiger. Viele Betroffene schaffen es nicht, die Zwänge aus eigener Kraft zu bekämpfen. Versuchen sie dem Verlangen zu widerstehen, setzen Entzugserscheinungen ein: Herzrasen, Schweißausbrüche, innere Unruhe, Depression. In der Folge werden sie rückfällig. Die Kaufsucht ist nicht nur eine psychische Belastung für die Betroffenen, sondern wirkt sich häufig auch negativ auf soziale Kontakte und Beziehungen aus. Außerdem stehen Kaufsüchtige oft vor einem großen Schuldenberg.

Wie kann man die Kaufsucht behandeln?

Trotz der hohen Belastung trauen sich Betroffene oft nicht, sich behandeln zu lassen, da sie sich zu sehr schämen. Doch Kaufsucht ist therapierbar. Im Vergleich zu anderen Süchten sogar verhältnismäßig gut. Je früher der Kaufsüchtige sein Problem erkennt und sich Hilfe sucht, desto besser sind die Heilungschancen. Ist die Sucht weiter fortgeschritten, ist eine Psychotherapie der beste Weg aus der Krankheit. Die Therapie kann dem Patienten helfen, die Gedanken und Gefühle zu erkennen, die ihn in die Kaufsucht treiben. Er lernt, sich mit seinen Problemen wie beispielsweise einem geringen Selbstwertgefühl, Stress auf der Arbeit oder Konflikten in der Familie auseinanderzusetzen. Außerdem erlernt er Techniken, die ihm helfen, einen Rückfall zu vermeiden. Auch Selbsthilfegruppen können Kaufsüchtigen zusätzlichen Halt geben. Die offene Auseinandersetzung mit dem Problem hilft dabei, die Kontrolle über sich selbst zu behalten. Aus der gegenseitigen Unterstützung und dem gemeinsamen Kampf können betroffene neue Kraft schöpfen.