Yaya Blank und ein Spieler des E-Sports-Teams Borussia Mönchengladbach (C)

Im E-Sport gibt es in Vereinen wie Borussia Mönchengladbach (Kooperationspartner der AOK Rheinland/Hamburg) eine Menge „Jobs“ zu erledigen. Das fängt mit der Kommunikation und dem Management von E-Sportlern an und geht über die sportliche Betreuung und Koordination in verschiedenen Wettbewerben bis zur Organisation von Events und Kooperationen sowie dem Befüllen und Moderieren der mannschaftseigenen Social-Media-Kanäle. Nicht nur viel zu tun also, sondern mittlerweile ein richtiges Berufsfeld. Um hier mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, haben wir uns mit Yaya Blank getroffen, der als Content Creator für Borussia-E-Sports Inhalte wie Videos und Fotos erstellt oder die Streams auf Twitch und YouTube produziert. Er plaudert mit uns über seinen Werdegang, Tipps zum Einstieg in die Branche und das allerwichtigste: Spaß bei der Arbeit.

Bevor wir zum Thema E-Sport kommen: In deinen Social-Profilen bezeichnest du dich als „Content Creator“. Das ist ja kein ausgedachter Titel, sondern dein Beruf. Kannst du uns kurz erklären, wie deine tägliche Arbeit aussieht?

Es sind unterschiedliche Aufgaben, die ich habe. In erster Linie erstelle ich Content für die verschiedenen Social-Media-Plattformen. Dazu gehört zum Beispiel Foto- und Videobearbeitung – aber auch alles andere, was so rund um Social Media anfällt. Also zum Beispiel auch Livestreaming.

Das hört sich nicht nach einem 9to5-Job an…

Man kann einen 9to5-Job draus machen, allerdings muss man auch immer schauen, wie die Umstände sind. Ich bin jetzt persönlich im Gaming-Bereich und da muss ich mich teilweise auch danach richten, wann und zu welchen Zeiten die Inhalte im Spiel rauskommen – in meinem speziellen Fall ist das FIFA. Wenn ich livestreame, muss ich mir über einen sinnvollen Zeitpunkt Gedanken machen: Morgens um 08:00 Uhr zum Beispiel sitzen wenige Zuschauer an ihren Handys. Auf der anderen Seite ist zur Primetime natürlich auch die Konkurrenz größer, was es schwieriger macht, die User für sich zu begeistern.
Es ist immer ein Abwägen. Man muss den Überblick behalten und dann je nach Situation flexibel entscheiden und reagieren. Deshalb kann man die Arbeit nicht einfach wie bei anderen Jobs in kleine, planbare Blöcke unterteilen. Man weiß selten vorher, wie lange etwas dauern wird. Das gilt besonders, wenn man Dinge das erste Mal macht – und das kommt ziemlich häufig vor. Diese Zeitfenster abzuschätzen, ist kaum möglich. Ich arbeite halt keine Stunden ab, sondern auf ein Endergebnis, ein Ziel, hin.

Du arbeitest dabei ja auch sehr eng mit dem eigentlichen E-Sport-Team von Borussia Mönchengladbach zusammen. Ist das eine echte Kollaboration (Zusammenarbeit) oder begleitest du die Profis eher stumm im Hintergrund, dokumentierst ihr Tun und versuchst sie ansonsten möglichst wenig zu stören?

Das ist schon eine echte Kollaboration. Wir kreieren zusammen Content speziell für die Kanäle von Borussia E-Sports. Wir casten die virtuelle Bundesliga, das heißt bei einem virtuellen Bundesliga-Spieltag spielen unsere E-Sportler, während ich das dann kommentiere und quasi den Livestream leite. Da stehen wir alle in sehr engem Kontakt und Austausch.

Da hilft es dir sicher, dass du vor deinem Job als Creator selbst professioneller E-Sportler gewesen bist, oder?

Auf jeden Fall. So verstehe ich die Sorgen und Freuden und manchmal auch den Frust der Jungs viel besser. Wie das im Sport so ist – alle diese Emotionen habe ich auch mal durchlebt. Das ist sicher hilfreich, genauso wie mein Spielverständnis, das ich dadurch habe.

Yaya Blank

Wie bist du damals in die Gamer-Szene reingekommen, Yaya? Kannst du unseren Lesern ein paar Tipps geben, wie sie das anstellen? Wo sind als jugendlicher Hobby-Gamer die ersten Berührungspunkte mit der Profiwelt?

Allgemeine Tipps zu geben, ist schwierig, weil die Wege in die Gamer-Szene sehr individuell sind. Bei jedem ist es anders. Was wichtig ist: Nicht von vornherein denken „Okay, das wird jetzt mein Beruf“, obwohl man eigentlich noch bei Null steht. Es klappt nicht zu sagen: „Das Spiel ist gerade beliebt, also zocke ich das mal und dann wird da schon ein Job draus.“
Es gibt immer Ausnahmen, aber zuallererst sollte man die Begeisterung für ein gewisse Sparte haben. Das ist wie beim echten Sport: Man wird ja nicht vom einen auf den anderen Tag Fußball-Profi, sondern beginnt mit der Leidenschaft für eine Sportart und schaut dann, wo einen das noch überall hinführt. Du weißt am Anfang nicht, ob du später damit mal Geld verdienen wirst. So war das auch bei mir. Ich hab schon immer gerne FIFA gespielt und tue das seit mittlerweile über 20 Jahren.
Mit der Szene in Kontakt gekommen bin ich, weil ich auf Messen als Host gearbeitet habe, als Nebenjob. Da habe ich E-Sportler kennengelernt, auch den Manager eines Teams. Und als ich Gamer vor Ort geschlagen habe, hat er mich gefragt, ob ich das nicht mal ausprobieren möchte. So bin ich da reingerutscht. Und habe dann Stunden, Wochen, Jahre da reininvestiert.

Kann man sagen, dass du im Endeffekt bei dieser Messe von einem Talentscout entdeckt worden bist? Gibt es sowas überhaupt, zum Beispiel wie bei Fußballspielern?

Nicht wirklich, denn es steckt kein richtiges Scouting-System dahinter. Außerdem habe ich vorher schon, wenn auch nicht professionell, so doch zumindest organisiert, regelmäßig in einer Hobby-Liga gezockt. Da haben die Teilnehmer mit fest zugewiesenen Vereinen gegeneinander gespielt. Im Prinzip wie in der Fußball-Bundesliga. Im Zuge dessen habe ich sogar damals schon an der deutschen Meisterschaft teilgenommen. Das war allerdings ein sehr ernüchterndes Erlebnis.

Inwiefern?

Damals war die Programmierung von FIFA noch nicht so weit, es gab jede Menge Bugs. Einer davon war eine bestimmte Flanke aus dem Halbfeld, die wegen des Programmierfehlers einfach immer ins Tor ging. Die Profis beherrschten diesen Trick natürlich alle und nutzen das voll aus. Ich hatte also gar keine Chance, obwohl ich das Spiel selbst sicherlich nicht schlechter konnte als sie. Das hat einfach gegen alles gesprochen, warum ich spiele. Das war das Gegenteil von Sportsgeist und das wollte ich damals dann nicht.

Aber jetzt bist du doch da gelandet. Wieso?

Weil sich das Spiel weiterentwickelt hat. So wie ich auch. Man kann wirklich durch Leistung auf sich aufmerksam machen, dafür braucht man auch nicht unbedingt einer Organisation anzugehören. Konstante Leistung überzeugt. Übrigens nicht nur das, sondern auch gutes Benehmen. Das ist nämlich leider gar nicht selbstverständlich, gerade bei jungen Leuten. Das mag viel mit so etwas wie einer rebellischen Phase zu tun haben, aber das ist beim E-Sport ziemlich fehl am Platz. Dinge wie höfliches Verhalten und Pünktlichkeit bringen einen im Team schon weiter.

Wie alt warst du, als du angefangen hast, echtes Geld mit dem Zocken zu verdienen? Wie hat es sich angefühlt, plötzlich für etwas bezahlt zu werden, das man eigentlich aus Spaß an der Sache gemacht hat?

Ich hatte nie das Gefühl, direkt fürs Zocken bezahlt zu werden, sondern für das Drumherum – beispielsweise Videos erstellen. Auch wenn es in meinen Videos ums Zocken geht, verdiene ich mit dem Video an sich Geld, nicht mit dem Zocken. Und das zu machen, hat sich schon wie Arbeit angefühlt. Jeder, der mal ein Video geschnitten hat, wird das nachvollziehen können.
Man macht ja keine Ausbildung, bekommt ein Ausbildungsgehalt, dann hat man eine Vollzeitstelle und bekommt ein Festgehalt. In so klaren Schritten läuft das nicht, es ist mehr ein schleichender Prozess. Es gab also nicht diesen plötzlichen Moment. Ich habe anfangs wenig verdient, dann ein bisschen mehr und so hat sich das über die Zeit zu einem Vollzeitjob entwickelt.
Nebenher hatte ich auch andere Jobs. Ich war etwa Mitte Zwanzig, als ich mir vorstellen konnte, vom Thema Gaming leben zu können. Aber es braucht Jahre an Investition, Übung und einen echt langen Atem. Man muss halt dranbleiben, um sein Ziel zu erreichen.

Da hat sich sicherlich mit der Zeit auch viel verändert. Was, würdest du sagen, sind die größten Unterschiede im Vergleich von deiner aktiven Zeit mit dem professionellen E-Sport heute? Wie Borussia Mönchengladbach haben ja mittlerweile viele Vereine eine E-Sport-Abteilung.

Stimmt, das sind Strukturen, die gab es früher nicht. Die Vereine nominieren Spieler, die in der Praktikum machen. Ich war jedes Jahr auf der Gamescon, mit wachen Augen kriegt man da viel mit, nicht nur über die Gaming-Szene, sondern auch über Messebau und Veranstaltungsorganisation. Das hat mir unheimlich geholfen, das Business zu verstehen. Einfach aktiv suchen, dann findet man auch was. Und wenn in diesen Zeiten nicht live vor Ort, dann auf YouTube – da erzählen viele Leute interessante Dinge, auch von hinter den Kulissen.

Guter Tipp. Vielen Dank für das Interview, Yaya.

Ich danke auch, hat Spaß gemacht.

Wäre Content Creator auch ein Job für dich? Und wenn ja, eher im Gaming- oder doch Lifestylebereich? Oder ganz etwas anders? Erzähle uns von deinen beruflichen Zukunftsplänen auf Instagram. Wir sind gespannt!