Erschöpfte junge Frau

Was ist denn das für ein gräßliches Geräusch? Och nee, schon wieder dieser blöde Wecker!  Ich bin doch gerade erst eingeschlafen… Naja ein paar Minütchen gehen schon noch, also einfach noch mal umdrehen…

Kommt dir das bekannt vor? Ist bei dir die Nacht auch immer zu kurz? Aber einfach mal früher ins Bett zu gehen klappt irgendwie nicht? Für viele Jugendliche ist Schlaf ein notwendiges Übel – wenn nicht gar unnötige Zeitverschwendung. Schließlich könnte man mit der verpennten Zeit soviel Besseres anfangen – zum Beispiel die neueste Netflix-Serie schauen, den spannenden Krimi zu Ende lesen oder mit Freunden chatten… Warum das langfristig keine gute Idee ist, liest du hier: 

Jugendliche brauchen mehr Schlaf als ältere Menschen

Vermutlich denkst du: Wenn sogar deine Oma nie mehr als sechs Stunden schläft, reicht das für dich schon dreimal! Falsch gedacht: Ältere Menschen benötigen deutlich weniger Schlaf  als jüngere, und vermutlich wird deine Oma morgens von alleine wach. Allein die Tatsache, dass du morgens einen Wecker brauchst, zeigt: Du schläfst nicht lange genug. Zwar ist das Schlafbedürfnis bei Jugendlichen individuell verschieden, die meisten brauchen aber rund acht Stunden Schlaf. Wer um sechs Uhr aufstehen muss, sollte also spätestens um zehn Uhr abends in der Falle liegen. 

Schlaf macht schlau und schlank

Klingt erst mal nicht besonders aufregend. Aber inzwischen ist bekannt, wie schädlich chronischer Schlafmangel für die Gesundheit ist. Manche Folgen von zu wenig Schlaf kennt Ihr vermutlich selbst: In der Schule bist du unkonzentriert und wenig aufnahmefähig, manchmal quälst du dich regelrecht durch den Vormittag. Vermutlich greifst du zwischendurch auch eher zu ungesunden, also zucker- und fetthaltigen Lebensmitteln. Aber selbst wenn du dich gesund ernährst und Sport treibst, schadet zu wenig Schlaf auf Dauer dem Körper: Das Immunsystem wird geschwächt und der Stoffwechsel gerät durcheinander: Wissenschaftlichen Studien zufolge erhöht chronischer Schlafmangel das Risiko, als Erwachsener übergewichtig zu werden.  

Teenager schläft
Mal wieder den Wecker nicht gehört?

Späterer Schulbeginn, bessere Noten

Erinnerst du dich noch daran, wie du als Kind deine Eltern am Wochenende regelrecht aus dem Bett gemobbt habt? Vermutlich kannst du darüber heute nur noch müde lächeln, denn im Laufe unseres Lebens verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus: In der Pubertät verwandeln sich die meisten Jugendlichen von Lerchen in Eulen – also von Früh- zu Spätaufstehern. Auch junge Erwachsene sind überwiegend Eulen, während der Trend im höheren Alter wieder zurück zu den Lerchen geht. Schlafforscher wie Dr. Hans-Günter Weeß, Psychologe und Leiter der Schlafmedizin am Pfalzklinikum Klingenmünster, sind deshalb überzeugt: „Arbeit und Schule beginnen in Deutschland im internationalen Vergleich zu früh.“ Wenn Eulen nämlich gezwungen seien, früh aufzustehen, beeinträchtige das ihre Leistungsfähigkeit. Ein späterer Schulbeginn wirke sich deshalb positiv auf die Noten aus.

Sommerzeit macht müde

Ende März war es wieder soweit: Die Uhr wurde eine Stunde vorgestellt. Vorteil: Abends ist es jetzt länger hell. Du kannst also nochmal raus, dich mit Freunden treffen, eine Runde skaten oder joggen. Dein Schlafdefizit wird dadurch aber nicht besser: Denn wenn du abends noch alles Mögliche unternehmt, stellst du deine innere Uhr sozusagen zurück und wirst später müde, musst aber morgens eine Stunde früher aufstehen. Diese Stunde Schlaf fehlt dir dann zusätzlich – ein Defizit, das viele durch die gesamte Sommerzeit schleppen. Schon seit Jahren diskutiert die EU deshalb darüber, die Zeitumstellung abzuschaffen – denn vor allem für ältere Menschen kann sie ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen haben.

Warum schlafe ich schlecht?

Von Schlafstörungen sind zunehmend auch Kinder und Jugendliche betroffen. Die Ursache sehen Experten unter anderem im zunehmenden schulischen Leistungsdruck sowie der Reizüberflutung durch elektronische Medien. Einerseits halten dich nervenaufreibende Filme oder Videospiele vom Schlafen ab. Und das Blaulicht Eurer LED-Displays unterdrückt zusätzlich die Ausschüttung des müde machenden Schlafhormons Melatonin. Smartphone, Tablet und Co haben also im Bett nichts zu suchen! Das sollte nur zum Schlafen genutzt werden und nicht zum Fernsehen, Essen oder Spielen. Warum es sich außerdem lohnt, mal auf die Geräte zu verzichten, lest ihr hier.  

Was kann ich tun?

Wenn du abends nicht einschlafen kannst, dich nachts unruhig hin- und herwälzst und morgens kaum aus dem Bett kommt, solltest du mit deinen Eltern oder einem Arzt darüber reden. Therapier dich auf keinen Fall selbst  – weder mit Alkohol noch mit Omas Schlaftabletten! Beides hilft nur kurzfristig, führt schnell zur Gewöhnung, verschlechtert die Schlafqualität und macht tagsüber müde. Achtet stattdessen auf regelmäßige Schlafenszeiten und eine dunkle, ruhige Schlafumgebung – auch am Wochenende und in den Ferien. Und statt der abendlichen Serie helfen ein Buch, ein Hörspiel oder leise Musik beim Einschlafen. Auch leichtes körperliches Training wirkt sich positiv aus, kann jedoch kurz vor dem Zubettgehen das Gegenteil bewirken. Besser eignen sich Entspannungsübungen und beruhigende Abendrituale wie ein warmes Glas Milch, eine Tasse Schlaftee oder ein Entspannungsbad. Weitere Tipps findest du hier.

Was sind deine Tipps, um abends gut abzuschalten? Schreib uns einen Kommentar oder DM auf Instagram oder maile uns an vigozone@rh.aok.de.