junge Frau schaut in die Ferne

In der Pubertät ist es nicht immer einfach, mit seinen Emotionen umzugehen. Warum diese Lebensphase so schwierig ist und wie man die Gefühle wieder unter Kontrolle bringt

„Typisch Pubertät!“ Nervt dich diese Bemerkung von Erwachsenen? Meckern deine Eltern ständig, dass du nicht aus dem Bett kommst, zu wenig für die Schule tust oder auf zu viel am Handy hängst? Fühlst du dich von ihnen nicht richtig ernst genommen – und verstehst dich dabei manchmal selber nicht? Eben warst du noch gechillt – und eine halbe Stunde später möchtest du ausrasten, weil dein kleiner Bruder mit deinem Handy spielt? Vielleicht tröstet es dich: Damit bist du nicht allein. Bei vielen Jugendlichen fahren die Gefühle ständig Achterbahn.

Umbaumaßnahmen im Körper

Das hängt tatsächlich mit der Pubertät zusammen. So nennen Wissenschaftler die Entwicklungsphase, die mit der Geschlechtsreife endet. An sich ja super: Du wirst erwachsen! Die pubertäre Phase beginnt bei Mädchen um das zehnte Lebensjahr, bei Jungen meist ein bis zwei Jahre später. Etwa ab dem 18. Geburtstag ist dieser Reifeprozess bei vielen abgeschlossen.

Doch bis dahin musst du erst einmal selbst mit dir klarkommen. Nicht einfach. Oft hilft es schon, die Ursachen für die Stimmungsschwankungen zu kennen. In der Pubertät sind diese eng verknüpft mit großen körperlichen Veränderungen. Es wachsen auf einmal Pickel, Barthaare oder Busen. Jungen und Mädchen finden sich gegenseitig nicht mehr doof, sondern verknallen sich ineinander.

Hormone kontrollieren alles – auch Gefühle

Verantwortlich dafür sind Geschlechtshormone. Die Hirnanhangsdrüse, eine Schnittstelle im Gehirn zwischen dem Nerven- und Hormonsystem, sorgt dafür, dass sie zu Beginn der Pubertät vermehrt im Blut kursieren. Sie beeinflussen dein seelisches Empfinden enorm. Mal bist du schlecht drauf, dann schwebst du wieder über allen Wolken.

Auch das Gehirn bestimmt das Auf und Ab deiner Gemütslage. Es befindet sich in der Pubertät im großen Umbau: Bestimmte Regionen, die etwa für emotionale Reaktionen zuständig sind, entwickeln sich schnell weiter. Andere Hirnstrukturen sind aber noch lange nicht ausgereift. Dazu gehört auch der Bereich, der Urteilsvermögen und das Einordnen von Gefühlen steuert. Dieses Ungleichgewicht in deinem Kopf erklärt, warum du oft impulsiv handelst und auch mal einen gefährlichen Kick suchst, ohne groß vorher nachzudenken. Dein Verstand kann nicht so schnell mit deinen Emotionen mithalten.

Gefühlschaos? Das kannst du dagegen tun

Es ist also ganz normal und erklärbar, dass dich Gefühle aktuell oft und schnell aus der Bahn werfen. Mit diesen Tipps kannst du dein inneres Chaos wieder ins Lot bringen.

  1. Halte inne!
    Versuch einmal bewusst einen Gang herunterzuschalten. Finde nicht vorschnell und generell alles blöd. Denke darüber nach, was du toll findest. Vielleicht ein neuer Film, die Klamotten deiner Freundin oder deine Oma. Überlege dir auch, was dir schlichtweg schnuppe ist. So merkst du: Die Welt ist nicht nur schwarz-weiß. Sind deine Probleme überschaubarer, findest du auch eher eine Lösung dafür.
  2. Lass dir Zeit!
    Auch wenn du gerade eine schwere Zeit durchmachst: Du musst nicht alle Konflikte immer gleich stemmen. Wenn sie anstehen: Schlaf mal drüber. Sage dir, dass du Erfahrungen sammelst, wenn du dich damit in Ruhe auseinandersetzt.
  3. Atme mal tief durch!
    Eine bewusste Atmung hilft dir mehr zu entspannen. Wenn du merkst, dass du gerade mit dir und der ganzen Welt nicht im Reinen bist, sage einfach: „Stopp!“ Dann atmest du tief für ein paar Sekunden durch die Nase ein. Lenke den Luftstrom bewusst in den Bauch. Wenn du eine Hand auf die Bauchdecke legst, merkst du, wie sie sich nach außen wölbt. Atme durch Nase oder Mund langsam wieder aus. Mehrmals wiederholen.
  4. Beweg dich!
    Bevor du deinem erstbesten Impuls nachgeben willst und mit lautem Türenknallen davonstürmst: Spaziere lieber einmal um den Block, tanze zu deinem Lieblingssong oder mach ein bisschen Sport. Das lockert deine Muskeln, fährt den Stresspegel herunter und entlastet deine Seele!
  5. Versetze dich in die Lage deiner Eltern!
    Mach dir bewusst, dass die Pubertät deine Mutter oder deinen Vater ebenso gewaltig stresst. Sie müssen lernen, dass aus ihrem lieben Kind ein selbstbewusster Mensch wird, der zum Beispiel alleine auf Reisen geht. Du gibst jetzt viel auf deine Freunde und Freundinnen. Du grenzt dich ab. Sie müssen das akzeptieren und dich loslassen. Klasse, wenn du alles mit Humor nehmen und dir sagen kannst: „Meine Oldies sind auch nur Menschen!“
  6. Freue dich über gute Gefühle
    Wenn du voll die Krise hast, kritisiere dich nicht gleich dafür. Das zieht noch mehr herunter. Sage lieber: „Das geht wieder vorbei!“ Genieße es, wenn du dich gut fühlst. Schreib diese positiven Emotionen auf und lies dir das in schlechten Phasen durch!
  7. Sprich über dich
    Sage deinen Eltern offen, was du dir von ihnen wünschst. Rede auch mit jemanden über deine Gefühlslage, dem du voll vertraust und der dich gut kennt. Bestimmt ergeht es vielen in deiner Altersgruppe auch so. Du stehst mit deinen Gefühlen nicht alleine da. Das Sprechen über Probleme entlastet mehr als sich in sie hineinzusteigern.
  8. Sage „Sorry!“
    Gestehe dir ehrlich ein, wenn du verletzend warst. Entschuldige dich dafür. Dein Gegenüber hat diesen Respekt verdient. Je eher du das tust, umso besser. Du entlastet dich damit auch und fühlst dich wieder besser.

Alles klar soweit?

Diese Tipps sind natürlich kein Allheilmittel, aber sie werden dir helfen, etwas den Stimmungsschwankungen bewusster begegnen zu können und damit deine Gefühle besser unter Kontrolle zu kriegen. Wenn du noch Fragen hast, kontaktiere uns gern per DM auf Instagram.