zwei Walnüsse vor gelbem Hintergrund @AdobeStock/stasknop

Hodenkrebs ist nicht nur eine Alte-Männer-Krankheit – im Gegenteil, viele junge Männer sind betroffen. Wir erklären, was du wissen solltest, wie du vorsorgen kannst und wie du Hodenkrebs erkennst.

Das Thema Hodenkrebs war zuletzt in den Medien sehr präsent. Vor allem, wenn du fußballinteressiert bist, hast du bestimmt schon etwas davon mitbekommen. Grund ist, dass in den vergangenen Jahren bei auffällig vielen Fußballprofis Hodenkrebs diagnostiziert wurde: bei Sébastien Haller von Borussia Dortmund zum Beispiel, Timo Baumgartl von Union Berlin, Marco Richter von Hertha BSC Berlin oder Jean-Paul Boëtius, der zum Zeitpunkt seiner Diagnose ebenfalls bei Hertha BSC unter Vertrag stand.

Vielleicht gehörst du auch zu denjenigen, die zuvor gedacht hatten, ein Krebsrisiko bestehe eher bei älteren Männern. Auf die meisten Krebsarten trifft das auch zu, doch beim Hodenkrebs ist das anders. Es ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Jungs und jungen Männern im Alter von 15 bis 40 Jahren in Deutschland. In dieser Altersgruppe macht er 20 bis 30 Prozent aller Krebsfälle aus. Dennoch ist er, auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, im Vergleich zu allen anderen Krebsarten recht selten. Rund 4.000 Neuerkrankungen gibt es pro Jahr. Und je früher er entdeckt wird, desto besser lässt er sich behandeln. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft können 96 Prozent der Hodenkrebspatienten geheilt werden. Gut zu wissen: Wenn du regelmäßig deine Hoden abtastest, kannst du Hodenkrebs bereits im Frühstadium erkennen.

Wie entsteht Hodenkrebs?

Anders als andere Krebsarten entsteht Hodenkrebs nicht durch Umwelteinflüsse. Die Ursachen von Hodentumoren sind weitgehend ungeklärt. Ein erhöhtes Risiko besteht jedoch bei Jungen und Männern mit einer Hodenfehllage wie dem Hodenhochstand. Hodenhochstand bedeutet, dass sich die Hoden bei der Geburt nicht im Hodensack, sondern im Leistenkanal oder im Bauchraum befinden. Auch Männer, bei denen enge Verwandte an Hodenkrebs erkrankt sind oder die eine Fruchtbarkeitsstörung haben, haben ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs.

Mit der Tatsache, dass ausgerechnet so viele Fußballer zur gleichen Zeit diagnostiziert wurden, beschäftigen sich viele Forscher. Möglicherweise handelt es sich dabei nur um einen Zufall, weil sie sich genau in der richtigen Altersgruppe befinden und durch ihren Profisport engmaschiger medizinisch überwacht werden als andere junge Männer. Studien zeigen aber auch, dass Jungen, die vor der Pubertät extrem anstrengenden Leistungssport gemacht haben, ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs haben.

Da die Ursachen noch nicht so gut erforscht sind, ist Hodenkrebsvorbeugung kaum möglich. Was du aber wissen solltest: Hoden mögen auf Dauer keine Hitze. Deshalb solltest du zum Beispiel Wärme durch Sitzheizungen im Auto, Laptops auf dem Schoß oder zu enge Jeans vermeiden.

Wie geht Hodenkrebsvorsorge?

Im Gegensatz zu anderen Krebsarten wie etwa Prostatakrebs gibt es für Hodenkrebs keine gesetzliche Früherkennungsuntersuchung für junge Männer. Deshalb empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte allen Jungen, ihre Hoden ab der Pubertät einmal wöchentlich auf Verhärtungen, Erhebungen und Krampfadern zu untersuchen. Das ist besonders wichtig, wenn dein Vater oder Bruder an Hodenkrebs erkrankt ist oder wenn du als Kleinkind von Hodenhochstand betroffen warst.

So funktioniert die Selbstabtastung

  • Betaste Hodensack und Hoden von unten mit der Handfläche. Wenn du die Hand leicht auf und ab bewegst, bekommst du ein Gefühl für deren Größe und Gewicht. Unterschiedlich große Hoden sind übrigens ganz normal.
  • Dann tastest du die Hoden vorsichtig mit beiden Händen ab. Lege dazu deine Zeige- und Mittelfinger unter die Hoden, die Daumen darauf. Rolle sie dann zwischen Daumen und Fingern hin und her. Achte dabei vor allem darauf, ob sich ein Hoden größer, schwerer oder angeschwollen anfühlt. Im Spiegel lässt sich prüfen, ob es sichtbare Veränderungen gibt.

Hodenkrebs-Symptome: Wie erkenne ich Hodenkrebs?

Um Veränderungen wirklich zu erkennen, ist es wichtig, dass du die Selbstabtastung regelmäßig machst. Doch wie fühlt sich ein Tumor eigentlich an?

Dies können Anzeichen für Hodenkrebs sein:

  • eine einseitige, schmerzlose Verhärtung des Hodens
  • eine knochenharte Veränderung des eigentlich prall-elastischen tastbaren Gewebes
  • eine Schwellung oder Schmerzen im Hodenbereich
  • ein Schweregefühl oder ein Ziehen im Hoden oder in der Leiste
  • ein Anschwellen oder Schmerzen in den Brustdrüsen

Treten diese Veränderungen oder Beschwerden bei dir auf, solltest du auf jeden Fall einen Termin beim Urologen abmachen. Der Facharzt kann mit einer Ultraschall- und Blutuntersuchung abklären, was dahintersteckt. Keine Sorge: Nicht jede Auffälligkeit ist gleich etwas Ernstes.

Diagnose Hodenkrebs – was bedeutet das?

Lautet die Diagnose Hodenkrebs, erfolgt in der Regel eine Operation, bei der der Hoden mit dem Tumor entfernt wird. Nach der OP gibt es je nach Rückfallrisiko und individueller Situation drei Optionen für die weitere Behandlung: das Abwarten und Beobachten der Situation durch regelmäßige Kontrollen, eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie. Die meisten Hodenkrebspatienten haben eine gute Prognose. Sie sollten ihre Entscheidung für eine Behandlung deshalb auch mit Blick auf ihr späteres Leben treffen.

Betroffene müssen sich zum Beispiel damit beschäftigen, ob sie einmal Kinder haben wollen – viele haben sich bis dahin noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Muss nur ein Hoden entfernt werden und ist keine Chemotherapie nötig, bleibt die Zeugungsfähigkeit zwar meistens bestehen oder kann wiederhergestellt werden. Da die Patienten vor der Behandlung aber oft nicht wissen, inwieweit ihr Zeugungsvermögen erhalten bleibt, empfehlen Ärzte meist eine sogenannte Kryokonservierung. Das heißt, die Spermien werden vor der Krebsbehandlung eingefroren, damit sie später – falls ein Kinderwunsch besteht – für eine künstliche Befruchtung verwendet werden können. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten, sodass der Familienplanung bei jungen Hodenkrebspatienten nichts im Weg stehen muss. 

Gut zu wissen: Die Deutsche Gesellschaft für Urologie hat eine Jungensprechstunde mit vielen nützlichen Tipps und Informationen rund um Hodenkrebs, Symptome und Vorsorge eingerichtet. Hier findest du auch Adressen von Urologen in deiner Nähe.

Wenn du weitere Fragen zum Thema hast, helfen dir unsere Fachleute von Clarimedis weiter. Der medizinische Informationsservice AOK-Clarimedis ist rund um die Uhr telefonisch zu erreichen. Du kannst uns auch gerne eine DM bei Instagram schreiben.