Junge Frau beim Exergaming mit VR-Brille © ulza/AdobeStock

Beim Exergaming trainierst du Kopf und Körper: Du stimmst deine Motorik auf das ab, was du gerade im Computerspiel siehst. Machst du das regelmäßig, kannst du dich im Bereich Koordination, Balance und Reaktionsschnelligkeit verbessern.

Klar, E-Sports kennt jeder: PC- oder Onlinespiele, bei denen es um einen Wettkampf von 1:1 oder Team gegen Team geht. Diese Battle beziehen sich nicht nur auf Strategiespiele oder Shooter, sondern auch auf Sportspiele wie Online-Autorennen oder -Fußballturniere. Dennoch: Mit körperlichem Auspowern hat E-Sports nicht viel zu tun.

Trainingserfolge direkt am Bildschirm kontrollieren

Ganz anders Exergaming. Das Wort ist eine Kombination aus „Excercise“ (engl. Übung) und „Gaming“ (engl. spielen). Der Fitnesstrend verbindet die Ideen von klassischem Konsolenspiel mit einem Fitnessganzkörpertraining. Die Visualisierung der körperlichen Anstrengung oder Motorik auf dem Bildschirm hilft dir, dich selbst zu korrigieren und zu kontrollieren: Ist der Bewegungsablauf korrekt? Reicht der Kraftaufwand aus, um das Trainingsziel zu erreichen?

Reaktionszeiten verbessern mit softwaregesteuerten Touch-Pads

Exergames bestehen aus einer Kombination von physischem Trainingsgerät oder einer Spielkonsole, einem interaktiven Touchscreen und einer Spielesoftware, die häufig auch als Fitness-App-Anwendung fürs Smartphone heruntergeladen werden kann. Ein Beispiel: Lichtanimierte Sensoren aus Hartplastik, die auf dem Boden verteilt sind, leuchten nach dem Zufallsprinzip auf. Der aktuell leuchtende Sensor muss so schnell wie möglich per Touch ausgeschaltet werden. Das trainiert das Reaktionsvermögen. Die Sensoren lassen sich auch an einem Boxsack fixieren oder beim Basketballtraining auf Kegeln anbringen. Leuchtet der Kegel, muss der Spieler schnell dorthin laufen und von dort aus versuchen, einen Korb zu werfen. Mithilfe der verknüpften App oder eines Wearables lassen sich Trainingserfolge und Zeiten dokumentieren und neue Levels einstellen. Leuchtende Sensorpads sind häufig auch Bestandteil von Ninja Sportparcours. Die gibt es zum Beispiel in Trampolinparks wie dem Jump House in Hamburg oder Köln.

Spaß und Spieltrieb locken selbst Couch Potatoes hervor

Eine Auswertung mehrerer wissenschaftlicher Studien hat ergeben, dass die Kombination von Gaming mit gezielter Bewegung übergewichtigen Kindern beim Abnehmen helfen kann. Das Zaubermittel ist dabei Spaß und Spielerei. Exergames können nicht-sportlichen Personen dabei helfen, fit zu werden: ohne große Hemmschwelle, ohne Gym-Vertrag und ohne Zuschauer. Gleichzeitig lässt sich der Spaß unkompliziert auf Freunde und Familie übertragen. Den leichtesten Einstieg ermöglichen Apps, die jeden deiner Schritte mit der Freischaltung von neuen Avataren oder Skins belohnen. Oder Klassiker wie Just Dance – wenn du über die notwendige Hardware verfügst.

Was bringt mehr – Exergaming oder „echter“ Sport?

Eine von der Stiftung Gesundheitswissen durchgeführte Analyse verschiedener Studien zu dem Thema hat ergeben: Die körperliche Belastung ist in einigen Sportarten beim Exergaming ähnlich heraufordernd wie bei der entsprechenden Live-Sportart. Beim Walking ist die Exergaming-Variante sogar anspruchsvoller; beim Radfahren, Sandsackboxen oder Tennis etwas geringer.

Exergames entwickeln: vielleicht DEIN Job?

Wer voll auf Exergaming abfährt, kann das Ganze sogar zum Beruf machen: im dualen Studiengang B. SC. Sport- und Gesundheitsinformatik an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) in Saarbrücken. Dort kannst du lernen, Fitnessgeräte sowohl zu individualisieren als auch zu digitalisieren und Wearables, Tracking- und Assistenzsysteme selbst zu entwickeln.

Das Thema Exergaming wird auch in der Games-Community immer populärer. „Digital Fitness“ – ein Oberbegriff für Angebote wie Exergaming, Fitnessspiele oder Fitness-Tracking – ist jedes Jahr Bestandteil des gamescom-Programms, der Weltleitmesse für Video- und Computerspiele in Köln.