Transgender Person im Teenageralter © Sangiao_Photography/AdobeStock

Wie fühlt es sich an, „transgender“ zu sein? Darüber lässt sich offen reden. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten hier für dich zusammengetragen.

Transgender bedeutet, von Geburt an und rein körperlich ein Mädchen oder Junge zu sein, sich innerlich aber dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen. Manchmal vergehen viele Jahre, in denen Transgender-Personen nicht wissen, was los ist, und einfach nur sehr unglücklich sind.

Wie merken Leute, dass sie transgender sind?

Häufig kreisen die Gedanken um die eigenen Gefühle und Sehnsüchte. Sich vorzustellen, wie es wäre, als Junge ein Mädchen zu sein (oder umgekehrt), was man anziehen würde, wie man aussehen würde, nimmt einen großen Teil des Alltags ein. Wer als Kind schon darauf bestanden hat, seinen Namen oder Spitznamen in Richtung des anderen Geschlechts zu drehen oder immer schon das einzige Mädchen unter Jungs war – oder umgekehrt –, erinnert sich häufig in der Pubertät daran und stellt alles infrage.

Eine gute Frage: Wäre ich glücklicher, wenn …?

Eine psychische Ausnahmesituation, die stresst oder sogar Depressionen auslöst, ist manchmal auch eine Art Chance. Denn wer vom Wachsen eines Barts oder Busen regelrecht entsetzt ist, weil es sich einfach nicht richtig anfühlt, kann diese Spur aufnehmen und weiterspinnen: Wäre ich glücklicher, wenn ich Busen statt Bart bekäme?

Das muss niemand allein schaffen – Hilfe gibt es bei ganz vielen Stellen: Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen wie Pro Familia oder die Jugendhilfe. Auch Kinder- und Jugendärzte oder Psychotherapeuten sind gute Anlaufstellen.

Gibt es eine Diagnose?

Mediziner nutzen den Begriff Geschlechtsinkongruenz. Er beschreibt den Zustand, wenn das bei Geburt zugewiesene Geschlecht nicht mit der empfundenen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Tatsächlich orientieren sich Mediziner bei der Diagnosestellung bezüglich einer Geschlechtsinkongruenz an Standardkriterien. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind dies:

  • Starker Wunsch, äußere Geschlechtsmerkmale zu unterdrücken oder ihre Entwicklung zu verhindern
  • Sehnsucht nach äußeren Geschlechtsmerkmalen des anderen Geschlechts
  • Starkes Verlangen, zum anderen Geschlecht zu gehören
  • Sehnsucht, so wie das andere Geschlecht behandelt zu werden
  • Sich tatsächlich wie vom anderen Geschlecht fühlen oder handeln

Ist „transgender“ immer mit einer Geschlechtsangleichung verbunden?

Das ist höchst individuell – manche fühlen sich ausreichend ausgedrückt und anerkannt, wenn sie ihren Namen ändern, sich anders kleiden oder ihre Peergroup wechseln. Vielen hilft ein offensives Outing, weil sie für sich und alle anderen eindeutig klären, wer sie sind. Wer sehr unglücklich ist mit seinem Äußeren, kann mit medizinischer Unterstützung eine Hormontherapie machen, um Behaarung oder Brustwachstum zu stoppen oder auszulösen. Und auch geschlechtsangleichende Operationen sind möglich. Sie sind in der Regel eine Entscheidung für immer.

Wofür steht „nicht-binär“ oder „non-binär“?

Wer sich geschlechtslos fühlt, irgendwie dazwischen oder mal weiblich, mal männlich, gilt als nicht-binär. Es gibt viele Begriffe für nicht eindeutige Geschlechteridentitäten, zum Beispiel auch genderfluid, agender oder bigender. Etwas anderes ist Intersexualität: Hier fehlt rein biologisch die eindeutige Geschlechtsentwicklung. Das kommt bei rund 150 von 800.000 Neugeborenen in Deutschland vor.

Was bedeutet es heute, transgender zu sein?

Die LGBTQIA+ Bewegung hat viel Aufmerksamkeit auf die große Vielfalt in Bezug auf sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentifikation gelenkt. Das baut Hemmschwellen ab und hilft Betroffenen dabei, sich auf die Suche nach dem „Ihm“ oder „Ihr“ in ihnen zu machen. Auch authentische Berichte machen Mut:

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Immer mehr Schulen unterstützen Jugendliche auf diesem Weg. So gibt es in allen Hamburger Schulneubauten nach dem Klassenhaus-Prinzip nur noch genderneutrale Toiletten. Sie sind für alle Geschlechter da. Das soll der Diskriminierung von trans- oder intersexuellen Personen entgegenwirken und Transpersonen ersparen, auf dem „falschen“ Klo schräg angesehen zu werden. Und es soll ihnen ermöglichen, während der Schulzeit überhaupt aufs Klo zu gehen, denn viele vermeiden das gezielt, weil es sie stresst. In Nordrhein-Westfalen gibt es ebenfalls erste Schulen, die All-Gender-Toiletten anbieten.

Wo gibt es Support?

Solltest du das Gefühl haben, wegen deiner Geschlechtsidentität gemobbt oder misgendert zu werden, indem deine neue Identität bewusst ignoriert wird, sprich zum Beispiel mit deiner Vertrauenslehrerin oder deinem -lehrer drüber und hol dir therapeutische oder ärztliche Hilfe.