eine Person flüstert einer anderen etwas zu © Roman/ Adobe Stock

Hand aufs Herz, wir haben es alle schon getan: lästern. Manchmal tut es gut, Dampf abzulassen und in den seltensten Fällen wollen wir dem anderen ernsthaft schaden. Doch die Grenzen zu Mobbing sind fließend – und zu viel Lästern tut dir selbst nicht gut! Die besten Anti-Läster-Tipps. 

Warum lästern wir?

Hast du schon gehört…?! Hinter dem Rücken von anderen zu tratschen ist nicht die feine Art, passiert aber überall. Forschende gehen sogar davon aus, dass sich über die Hälfte unserer alltäglichen Unterhaltungen um Menschen drehen, die nicht anwesend sind. Denn Lästern erfüllt durchaus einen sozialen Zweck – für die Gruppe und für uns selbst. Zunächst einmal tauschen wir über Klatsch und Tratsch Informationen aus. Es kann eine Warnung sein, wenn jemand schlechte Erfahrungen teilt. Das machen sogar schon kleine Kinder, so schützen wir die Gemeinschaft. Denn: Werden Regeln einer Gruppe gebrochen, kann das Lästern dafür sorgen, dass sich Leute eher an die Regeln halten – schließlich wollen sie nicht, dass auch sie zum Lästerziel werden. Und weil wir wissen, dass die anderen auch über uns reden könnten, geben wir uns oft mehr Mühe. Außerdem schafft das Tratschen Verbundenheit und stärkt das Wir-Gefühl.

Darüber hinaus hilft Lästern dabei, uns selbst innerhalb einer Gruppe besser einzuschätzen und zu bewerten. Nicht zuletzt machen wir mit Lästern unserem Ärger Luft – das entspannt nicht nur uns selbst, sondern häufig auch kleine Konflikte. Doch Vorsicht: Die Grenzen zu Mobbing sind fließend. Und zu viel Lästern tut dir selbst auch nicht gut!

Ein schmaler Grat: Wann wird Lästern zu Mobbing?

Ab und zu mal lästern, ein hingeworfenes Schimpfwort oder ein einzelner Streit sind noch kein Mobbing . Aber manchmal ist uns gar nicht bewusst, wann wir eine Grenze überschreiten. Von Mobbing spricht man, wenn eine Person über einen längeren Zeitraum systematisch drangsaliert, gedemütigt und ausgegrenzt wird. Typisch ist, dass Mobbingopfer von einer ganzen Gruppe tyrannisiert werden. Das kann von Ignorieren über Beleidigungen bis hin zu massiven Drohungen, Schlägen und Erpressungen gehen. Mobbing ist auch immer ein Machtspiel und entsteht nicht selten dadurch, dass die Täter nicht mit ihren eigenen Unsicherheiten umgehen können. Immer häufiger verlagern sich die Attacken auch ins Digitale. Frag‘ dich selbst: Lästerst du regelmäßig und über einen längeren Zeitraum immer wieder über die gleiche Person? Lässt du es die Person spüren? Willst du sie damit ausgrenzen? Oder verbreitest du sogar Gerüchte und erfundene Geschichten? Spürst du, wie sich dein Gegenüber hilflos fühlt und sich immer mehr abkapselt? Dann ist das Mobbing!

#treatpeoplewithkindness: So schaffst du es, weniger zu lästern

Hinterfrage dich: Lästerst du ab und zu mal über eine Freundin, weil sie etwas Blödes gesagt hat? Oder über einen Mitschüler, weil er die „falsche“ Kleidung trägt? Hör‘ in dich hinein: Worum genau geht’s hier? Um den (vermeintlichen) Fehltritt der anderen Person? Oder hat es gerade viel eher mit dir zu tun? Fühlst du dich vielleicht ungerecht behandelt oder hat dich etwas gekränkt? Oder willst du einfach dazugehören und „cool“ wirken? Geht es darum, Dampf abzulassen oder jemand anderen klein zu machen? Wenn du diese Fragen ehrlich für dich selbst beantworten kannst, merkst du vielleicht, wo das Problem liegt – und kannst es besser lösen.

Wechsle die Perspektive:

Stell‘ dir vor, die Person, über die du gerade redest, steht hinter dir und hört dir zu: Würde sie es als berechtigte Kritik aufnehmen oder wäre sie verletzt? Würdest du das der Person auch ins Gesicht sagen? Wenn du bei diesen Gedankenspielen kein gutes Gefühl hast, versuche etwas die Dynamik aus deinen Worten zu nehmen und neutraler zu bleiben.

Drücke die Pausentaste:

Alle ziehen ständig übereinander her, doch du möchtest nicht mitmachen? Oder du hast dir vorgenommen, weniger zu lästern? Wechsle das Thema oder gehe aus der Situation raus! Mach‘ eine kurze Pause und atme ein paar Mal tief durch. Vielleicht nimmst du dir den Vorsatz, weniger zu lästern, gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin. Dann könnt ihr euch gegenseitig an euren Vorsatz erinnern.

Sei ehrlich:

Wenn du ein Problem mit einer Person hast, sprich es offen an. So entsteht erst gar kein Grund zum Lästern.

Stell dich gegen Mobbing:

Wenn das Lästern eskaliert und zum Mobbing wird, beteilige dich nicht. Täter brauchen Zuschauer, ohne sie sind sie machtlos. Stell dich auf die Seite des Betroffenen, wenn du dich traust. Es hilft, wenn du dir ein paar Gleichgesinnte zusammentrommelst und ihr euch als Gruppe gegen die Täter stellen könnt. Benenne das, was passiert, als Mobbing. Sprich mit einem Lehrer, dem du vertraust oder mit deinen Eltern.

Was kannst du tun, wenn über dich gelästert wird?

Wenn du einen dummen Spruch hörst, versuche ihn zu überhören oder ihn mit Humor zu nehmen. Vielleicht überlegst du dir vorher auch den einen oder anderen Spruch, den du zurückgeben kannst. Das kann die Situation schon entspannen! Wenn du dich verletzt fühlst, versuche die eigenen Gefühle und Grenzen zu benennen und deinem Gegenüber klarzumachen.

Gerade in Freundschaften ist es das Beste, wenn du die Person direkt ansprichst: Kann es sein, dass du dich über mich geärgert hast? So könnt ihr gemeinsam eine Lösung suchen. Wenn das nicht klappt oder du dich hilflos fühlst: Such dir Verbündete. Am besten sprichst du mit einem Klassenkameraden, einem Lehrer oder deinen Eltern. Such dir Personen heraus, von denen du glaubst, dass sie dich unterstützen. Weitere Tipps für Betroffene von Mobbing findest du hier und hier.